Dr. Dr. Jens Holst, international consultant - health expert

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14.05.2019

Die unterschätzte Bedeutung der sozialen Determinanten von Gesundheit

Empfehlungen für die neue Global-Health-Strategie der Bundesregierung

Jens Holst

Fünf Jahre nach der Verabschiedung des ersten globalen Gesundheitskonzeptes erarbeitet die Bundesregierung derzeit ein neues Strategiepapier zur Umsetzung einer kohärenten globalen Gesundheitspolitik. Gesundheitsexpert*innen hatten schon bei der der ersten Strategie von 2013 darauf hingewiesen, sie könnte in der vorliegenden Form keinen durchgreifenden Beitrag zur Lösung globaler Gesundheitsherausforderungen leisten, da es vor allem im Hinblick auf die gesellschaftlichen Faktoren von Gesundheit umkonkret und wenig aussagekräftig blieb. Zudem kamen die für globale Gesundheit überaus relevanten Fragen von gesundheitlicher Ungleichheit in Deutschland und der Welt ebenso wenig zur Sprache wie die Defizite bei der universellen Absicherung von Migrant*innen, Flüchtlingen und Sans-Papiers.

Seit der Veröffentlichung des ersten Global-Health-Konzepts weist die Deutsche Plattform für Globale Gesundheit (DPGG), ein interdisziplinärer, breiter Zusammenschluss von Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler*innen aus der nationalen und internationalen Gesundheitspolitik. immer wieder auf auf die vielfach nicht hinreichend beachteten, nicht-medizinischen Determinanten von Gesundheit hin, deren vorrangige Betrachtung eine unerlässlich Voraussetzung für einen effektiven Beitrag der Bundesregierung zur Weltgesundheit darstellt. Die wachsende Rolle Deutschlands in der globale Gesundheitspolitik erfordert mehr denn je eine multidisziplinäre, kohärente Politik zur Verbesserung der Gesundheit der Menschen weltweit. Die Fokussierung auf gesundheitliche Bedrohungspotenziale und technologische Lösungen greift zu kurz, und die Unterstützung und wachsende Bedeutung der Global Player aus Wirtschaft und Philanthropie durch die Bundesregierung bringt die Gefahr mit sich, das private Prioritäten und Verwertungsinteressen die Gesundheit auf der Welt von einem Menschenrecht in eine Ware verwandeln.

In zwei Beiträgen fordert Jens Holst im Namen der Deutschen Plattform für Globale Gesundheit eine wesentliche stärkere Berücksichtigung gesellschaftlicher Einflussfaktoren in der globalen Gesundheitspolitik. Viel stärker als bisher müsse die neue Strategie der Bundesregierung die Faktoren außerhalb von Human- und Tiermedizin, One Health, Pharmazie und Technologie in Betracht ziehen und explizit eine Health-in-All-Politik einfordern. Wesentliche Empfehlungen der DPGG finden sich im BMJ Global Health 4 (2) unter dem Titel "Addressing upstream determinants of health in Germany's new global health strategy: recommendations from the German Platform for Global Health" sowie in etwas ausführlicherer Form in der Ausgabe XI des South Eastern European Journal of Public Health (SEEJPH) unter dem Titel "Designing Germany's new global health strategy: Some important recommendations".